Das aus Hamburg stammende Electro-Pop-Trio pigments veröffentlicht am 17. November 2023 sein selbstbetiteltes Debütalbum via popup-records und lädt in eine bunte Welt aus Klängen ein, unterstützt durch die einzigartige Kombination von warmen analogen Synthesizern, vielschichtigen Gesangs-Arrangements und elektronischen Drums.
Auf dem Longplayer pigments katapultieren uns Robin Helm, Stief Eschemann und Tim Auris durch ein Kaleidoskop von Klangfarben und Emotionen, zusammengehalten durch den unverkennbaren Stil der Band, der elektronische Elemente mit einer menschlichen Note verbindet. „Da wir die Band von Anfang an ohne einen Drummer konzipiert hatten, sind die elektronischen Beats ein zentraler Baustein für unseren Sound“, so Multi-Instrumentalist Stief. „Wir verstecken uns nicht vor programmierten Rhythmen, ganz im Gegenteil. Wir haben unsere Musik von Anfang an als einen Dialog zwischen Mensch und Maschine verstanden.“
Das selbstbetitelte Debütalbum der pigments umfasst zehn Songs und überzeugt, neben der vielseitigen Instrumentierung, ebenfalls mit lyrischen Facettenreichtum. Der Album-Opener „bloom“ wirft die Hörer:innen direkt in eine weiche und wattige Wolke aus synthetischen Streicher-Klängen und einem Trip-Hop-Beat, der an Portishead erinnert. Im direkten Anschluss folgt mit „easy“ die erste Single-Auskopplung des Albums und ein Aufruf zur tiefen Introspektion. Während der eingängige Pop-Refrain dazu auffordert, das Leben nicht zu schwer zu nehmen, entsteht zwischen den Zeilen eine meditative Atmosphäre. Stoisch fordert der Song dazu auf, mithilfe von Ruhe und Achtsamkeit alle Sorgen abzuschütteln. Mit „blood lemonade“ nehmen uns pigments mit in eine Zombie-Disco. Geschrieben aus der Sicht eines frisch Infizierten, erscheint der Untergang der Welt wie eine riesengroße Party, zu der alle herzlich eingeladen sind. Der Retro-Soul-Song „pick it up„, die zweite Vorab-Single des Albums, mischt E-Pianos und Gitarren mit treibenden Lo-Fi-Breakbeats. „pick it up“ spielt sich in der Gedankenwelt eines Protagonisten ab, der mit zitternder Hand an einer Telefonzelle die Nummer seiner Verflossenen wählt – nicht wissend, ob die Angerufene jemals antworten wird. Der 80s-Disco-Song „rainbow road„, eine klangliche Hommage an Nintendo und den King of Pop, setzt sich mit der toxischen Liebesgeschichte zwischen Mario und seiner Prinzessin Peach auseinander.
Nach der energiegeladenen ersten Hälfte des Albums wird durch die emotionale Ballade „janosch“ eine schwermütigere B-Seite eingeläutet. Der ungerade Takt sorgt für innere Unruhe, die die Geschichte der traumatischen Geburt von Tim Auris Sohn zwischen Todesangst und fassungslosem Glück geschickt unterstreicht. „virtual world“ erzählt von der Realität eines Soziopathen, der sich in seiner eigenen digitalen Parallelwelt verschanzt und von dort aus anderen Menschen ohne ihr Wissen ausspioniert und stalkt. „waiting game“ beschreibt das Feststecken in einer aussichtslosen Situation, in der man nichts tun kann, außer abzuwarten. Mit der letzten Vorab-Single „belong„, die einfühlsame R’n’B-Vibes anschlägt, gibt es einen hoffnungsvollen Appell an jene Menschen, die keinen Ausweg mehr sehen. Den Abschluss des Albums bildet „tide“, eine kleine Rückbesinnung an die gemeinsamen Post-Rock-Wurzeln der pigments.
„Für meine Texte versetze ich mich gerne in unterschiedliche Figuren und projiziere meine Gefühle und Gedanken in deren Erfahrungswelt hinein. Wenn ich über Zombies oder Super Mario singe, geht es mir nicht darum, Fans dieser oder jener Popkultur zu bedienen – diese Subjekte eröffnen mir lediglich eine Welt, in der der Song stattfinden kann. Wenn ich also meine Emotionen durch die Augen von Kunstfiguren betrachte, entsteht eine neue Wahrnehmung auf meine eigene Realität, die mir vorher verborgen geblieben ist. Genauso verhält es sich mit allen anderen Songs, egal ob Liebeslieder oder düstere Balladen. Selbstverständlich fließen an vielen Stellen meine eigene Biografie und Erfahrungen mit ein, jedoch sind die Texte, so emotional aufgeladen sie auch sind, nicht unbedingt autobiografisch“, sagt Robin Helm, Sänger und Bassist der pigments.
Die Band pigments entsteht 2018 aus dem vorangegangenen Projekt Panama Picture. Mit ihrer selbstproduzierten Debüt-EP yūgen und der Folgesingle „therapy„, die jeweils 2020 erschienen, bewiesen pigments, wie sie Atmosphäre und Tanzbarkeit zu ihrem erstaunlich eigenständigen Sound destillieren können. Keyboarder Tim erklärt: „Wir haben fast zehn Jahre lang komplizierte und technische Musik gemacht, weil uns das früher mal begeistert hat. Irgendwann hatten wir aber die Schnauze voll, Musik für Mucker zu machen und entschieden uns zum Neustart. Die neue Band sollte ein radikaler Gegenentwurf sein: Eingängig und unverkopft.“ Die Erfahrungen, die die drei Musiker durch ihr langjähriges gemeinsames Schreiben und Performen gesammelt haben, werden auf dem Debütalbum zur vollen Entfaltung gebracht. Die Songs entstanden im Zeitraum zwischen 2020 und 2022 in enger Zusammenarbeit mit ihrem Produzenten Jannes Eschrich.
„Es war ein langer Weg bis hierhin und wir sind völlig außer uns, endlich unser Debütalbum veröffentlichen zu dürfen“, sagt Robin. „Wir kennen uns schon so lange und das Leben macht auch vor uns nicht halt. Über die letzten Jahre haben wir uns weit über den gesamten Globus zerstreut und sehen uns leider fast nur noch in regelmäßigen Video-Calls. Trotzdem haben wir es geschafft ein ganzes Album zu produzieren und machen auch immer noch gemeinsam Musik! Wir sind sehr stolz auf das, was wir erschaffen haben und können es kaum erwarten, die Reaktionen der Hörer:innen zu erleben!“
Das selbstbetitelte Debütalbum der aus Hamburg stammenden Band pigments erscheint am 17.11.2023 via popup-records.
Foto: Christoph Eisenmenger