Nach zwei von der Kritik gefeierten Alben, Dissolve (2017) und Avalanche (2019), kehrt die aus London stammende Songwriterin und Produzentin Tusks am 12. April 2024 mit ihrem dritten Album Gold via One Little Independent Records zurück. Mit den Singles „Artificial Flame„, „Adore„, „Strangers“ und „Body Ache“ gab Tusks bereits einen vielversprechenden Einblick in ihren neuen Longlayer.
Auf Gold erschafft Tusks (eigentlich Emily Underhill) eine Welt aus breiten Synthesizer-Klängen und emotionalen, vielschichtigen Vocals. Über zehn Songs hinweg überzeugt sie mit dem Detailreichtum ihres akribisch produzierten Elektro-Pops und einer musikalischen Vielfältigkeit, die von sanften Balladen bis hin zu sich langsam aufbauenden Hymnen reicht. Während der Produktion von Gold hat Tusks ihre kreative Ader herausgefordert, indem sie jedes Snare-Sample und den Klang jeder Synthesizer-Note sorgfältig bearbeitete. Tusks nutzt ihre Musik als persönliches Kommunikationsmittel von Verletzlichkeit, Ehrlichkeit und Intimität. Ihre Produktionen zeugen von einer rohen, entblößten Natur, während sie lyrisch die Komplikationen und Feinheiten von Beziehungen auf eine Art und Weise beschreibt, die zugleich reflektierend und nachvollziehbar ist.
Der Entstehungsprozess von Gold zog sich über mehrere Monate des Umschreibens und Überarbeitens. Eine Hälfte des Longplayers entstand bei Emily Underhill zu Hause, mitten in London. Für die andere Hälfte von Gold zog sie sich aus der überfüllten Stadt zurück und begab sich in den Südwesten Englands. Auf der Suche nach Abstand zu einer sich dem Ende neigenden Beziehung und einer Auszeit von der Wohngemeinschaft, in der sie die Corona-Pandemie verbrachte, reiste sie nach Devon. Dort entstand der Großteil der Lyrics von Gold. Es folgte eine intensive Phase der Selbstreflexion, in der die Künstlerin erkannte, dass es einige Dinge gab, die sie alleine durchstehen und verarbeiten musste. Mit den neuen Songs im Gepäck ging Tusks daraufhin wieder zurück nach London, um gemeinsam mit dem Produzenten Tom Andrews in renommierten Studios wie dem Ten87 in Tottenham und dem SS2 Recording in Southend das Album zu finalisieren.
Emily Underhill erzählt über die Entstehung von Gold: „A lot of this album was inspired by contrasting experiences“, erklärt Underhill. „Processing a breakup and then falling in love again. Being constantly surrounded by people in lockdown, then suddenly being completely alone and free. Being in the city vs being in nature. We wanted to echo these contrasts in the production of the music so constantly moved between lo-fi and hi-fi production – sampling our own drum beats, recording them through compressed tin can mics and processing through loads of analogue gear and a 404 then switching to cleaner, larger sounding kits achieved by recording with mics in back rooms and the ceiling to give the impression of space. There was a huge analogue influence on the production and mix too by using loads of analogue synths and modular, putting a lot of the stems through tape and getting to be really creative with using delay throws and feedback on the 501 Space Echo. It was such a fun process and allowed Tom and I to delve into doing exactly what we love.“
„Wake„, den ersten Song ihres Albums Gold, vergleicht die Sängerin mit einem Orchester, dass sich langsam einspielt und atmosphärisch ausbreitet: „The demo sounded like this folk song sung over a synth drone, which we then used as a skeleton for the track and built it up with so many layers of textures and synths. That’s kinda what the song’s about for me – the journey of the synths and playing with as much texture and sound as possible; we did stuff like include samples from the NASA website of audio recordings of the Mars Rover. It’s very exploratory, I think it’s about discovery, and about trying to figure out what’s going on in your head.“
In der ersten Singleauskopplung „Artificial Flame„, kombiniert Tusks einnehmende Synthesizer mit weiten Gitarrenklängen, welche sich nahtlos unter die emotionalen und vielschichtigen Gesangsharmonien von Emily Underhill schmiegen. Auf der verträumten zweiten Vorab-Single „Adore“ beschreibt sie eindringlich den Start einer Beziehung und stellt sich die Frage, ob man sich der neuen Liebe hingibt oder zum Selbstschutz zurückhalten sollte. „Adore is about falling in love with someone at the start of a relationship when you’re asking yourself if it’s a good idea, if you should fall for that person or whether you should keep yourself guarded”, beschreibt Underhill.
Beim Eintauchen in die technischen Details ihrer Aufnahmen, kam der Songwriterin und Produzentin die Idee, Teile aus verschiedenen Songs herauszunehmen und sie in andere Tracks zu integrieren, um thematische Kontinuität zu schaffen. Somit kam zustande, dass eine verworfene Aufnahme von „Read The Room“ gesampelt und zu „Tainted Plates“ hinzugefügt wurde.
Der Song „The Way„, erläutert Tusks, handelt vom Finden innerer Ruhe: „I’d been out in the storm for a couple of hours, in these mental 45 mile an hour winds listening to Porridge Radio, I came home and instantly sketched out this whole song on bass guitar. It was another one where it just kinda came out in one go from somewhere within me, like it had been building up over time. It’s addressed to anxiety. It’s about realising that whatever is going to happen, is going to happen anyway – that’s just the way it is. I find that very calming.“
„Read The Room“ ist eine eindringliche One-Take-Aufnahme. Reduziert auf Klavier und Gesang, schaftt der Song eine atmosphärische, melancholische Stimmung, welches die Künstlerin lyrisch mit einer gescheiterten Beziehung verbindet. Die dritte Singleauskopplung des Albums „Strangers“ malt ein lebendiges Gefühlsbild, wie Tusks erklärt: „[…] how you feel when you decide to end a relationship and realise what you’re about to lose – that person who you’ve shared so much with and been so close to for so long is just going to become a stranger. I found it so hard to come to terms with that fact.“
Im Titeltrack „Gold“ kritisiert die Songwriterin den Umgang der britischen Regierung mit der Pandemie: „It was written in response to seeing how the Tories acted and realising that if you have a certain amount of money and status, nothing else seems to matter – you can get away with anything. I felt like we were watching in real time how they just didn’t seem to care if people died or if any of this horrific stuff happened, so long as they weren’t going to get in trouble for it or their friends got rich. Somehow, they just seem to be immune to any kind of punishment and let off the hook. It’s more joyous at the end because that’s supposed to be about their downfall. I feel like I was hoping that would come by the time this came out.“
Die abschließenden Tracks „Body Ache“ und „Cold Storm“ bringen prägnant zum Ausdruck, was Gold ausmacht: eine kraftvolle Naturgewalt, die sowohl in ihren ruhigen Phasen als auch in den stürmischen Momenten beeindruckend ist. Ähnlich wie die unterschiedlichen Menschen und komplexen Beziehungen, die Emily Underhill im Schreibprozess beschreibt und verarbeitet, bietet auch Gold ein enormes Facettenreichtum, mit einer Tiefe, die sich in den feinsten klanglichen Nuancen offenbart.
Bereits früh in der Karriere von Tusks wurden Vergleiche zu Bands wie Sigur Rós und Explosions In The Sky gezogen, und sie erhielt Unterstützung unter anderem von BBC 6 Music, BBC Radio1 sowie von Rolling Stone UK und Billboard. Ihr Debütalbum Dissolve (2017) wurde von Brett Cox (Jack Garratt, Alt J, Marika Hackman) produziert und von der Kritik hochgelobt. Das zweite Album Avalanche (2019) führte Tusks in die Welt des Grunge und Shoegaze. Inspiriert von Künstler:innen wie My Bloody Valentine, Marika Hackman und Wolf Alice erhielt das Album internationale Anerkennung und wurde in dem Soundtrack der beliebten Serie „13 Reasons Why“ von Netflix eingesetzt.
Nachdem Tusks Support-Shows für Khurangbin, Ásgeir, Bear’s Den und Submotion Orchestra gespielt hatte, begab sie sich Anfang 2020 auf ihre erste Europatournee und UK-Headlinertour, einschließlich Auftritten in renommierten Clubs wie dem Village Underground in London (den sie aufzeichnete und als Live-Album veröffentlichte) und der Berghain Panorama Bar in Berlin. 2021 arbeitete sie zusammen mit CJ Mirra an der Filmmusik für den Spielfilm „A Banquet“.
Das neue Album Gold erscheint am 12.04.2024 via One Little Independent Records.
Foto: Emily White