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Dressed Like Boys veröffentlicht selbstbetiteltes Debütalbum: Eine queere Hommage an Identität und Intimität

    Jelle Denturck – bekannt als Frontmann der belgischen Indie-BandDIRK. – startet mit seinem Soloprojekt Dressed Like Boys in eine neue, zutiefst persönliche musikalische Ära. Das gleichnamige Debütalbum Dressed Like Boys erschien am 29. August 2025 via Mayway Records und ist das Ergebnis einer Phase der Selbstreflexion. Auf elf Songs singt der Belgier über Identitätsfindung und queere Geschichte und verpackt diese tiefgehenden Themen in einen intimen Sound der 70er Jahre.

    Während DIRK. in Belgien und den Niederlanden mit zahlreichen Alternative-Hits für Aufmerksamkeit sorgte, schlägt Denturck mit seinem ersten Soloalbum neue Wege ein. Sein Anspruch? Musik zu kreieren die an Koryphäen und LGBTQIA+-Ikonen wie David Bowie und Elton John erinnert! Also suchte der Musiker nach perfekten Melodien und schreibte Songs, die sich anfühlen, als hätten sie schon immer existiert. Auch Künstler wie John Lennon, Nina Simone, Sufjan Stevens oder Tobias Jesso Jr. zählen zu seinen musikalischen Inspirationen.

    In Dressed Like Boys sucht der ehemalige Philosophiestudent Antworten auf existenzielle Fragen. Dabei machte er eine zentrale Entdeckung: „By asking myself why I exist, I was ignoring the simple fact THAT I exist. Being alive is a miracle and to fully realize that every day is magic”. Diese Erkenntnis öffnete ihm nicht nur persönlich neue Wege, sondern ließ auch musikalisch ein neues Kapitel aufschlagen: Entstanden sind persönliche Titel wie „Healing„, „Pinnacles“ und „Gregor Samsa„, die Erinnerungen an sein Heimatdorf ebenso thematisieren wie den Tod seiner Mutter vor sieben Jahren, der ihn in eine tiefe Depression führte.

    Ein weiteres zentrales Thema des Albums ist DenturcksHomosexualität und der Weg zur Selbstakzeptanz: „It is one thing to accept yourself, it is another to realize that you don’t need the acceptance of the world.” Besonders eindringlich ist der Song „Pride“ der passend zum Beginn des Pride-Month am 28. Mai erschien, der von einem homophoben Übergriff und den unterschiedlichen Reaktionen von Denturck und seinem Partner erzählt.

    Auch queere Geschichte findet Platz auf dem Album – etwa in „Stonewall Riots Forever„, in dem es heißt: “Hand to mouth, we only threw dimes and cents / To those with a straight life behind a white picket fence / Strapped our breasts down and dressed like boys / And wiped off our scarlet lips in the morning”. „Agony Street„, setzt sich mit der stürmischen Beziehung zwischen den LyrikernRimbaud und Verlaine auseinander. “I don’t consider myself an activist, but if I can do my bit for the queer struggle through my music, then by all means”. Denturck stellt klar, dass seine Musik nicht als politisch-idiologisches Statement angesehen werden soll, sondern lediglich eine Manifestation seiner intimsten Gedanken ist in der seine Identität als homosexueller Mann im Mittelpunkt steht. Dennoch nutzt der Belgier als Teil der LGBTQIA+-Community das Projekt, um persönliche und gesellschaftliche Themen anzusprechen und beleuchtet individuelle Freiheit und zwischenmenschliche Beziehungen. Ebenfalls scheut er sich nicht Queerfeindlichkeit anzusprechen, die mit seiner Identität einhergeht. 

    Spannend ist die Entstehungsgeschichte des Albums, denn sie war nicht linear: Als Denturck für Dressed Like Boys in das Studio ging, empfand sein Label Mayway Records die reduzierteren Demo Aufnahmen stärker, als die bereits produzierten Tracks. Auf der Suche nach der spürbaren Intimität der Demos, entschieden sie sich dazu das gesamte Album erneut aufzunehmen – dismal mit Fokus auf Individualität und Nähe. Die Songs des Belgiers finden in der Ruhe ihre Stärke – die Lyrik spricht für sich selbst.

    Für den Frontsänger ist sein Soloprojekt quasi eine lyrische Befreiung: „Ironically, most people will associate me with DIRK., but that is in fact the exception, the spinoff. In the democracy of the band, I refrain myself from writing lyrics that are too personal. Dressed Like Boys is the music that is closest to me, and it liberated me as a songwriter.

    Musikalisch verbindet Dressed Like Boys den Geist der 70er-Jahre mit modernen Pop-Elementen. Orgel-Klänge, Streichereinsätze und Tape-Recordings schaffen eine intime Atmosphäre, welche Denturcks Liebe zu melancholischem Indie-Pop sowie der Musik von David Bowie, Lou Reed, Elton John und Nina Simone widerspiegelt. Diese klangliche Mischung ermöglicht es dem Belgier, sich musikalisch vom harten Sound seiner Band DIRK. zu lösen und einen Einblick in seine persönliche Gefühlswelt zu geben.

    Foto: Sieme Hermans