Mit ihrem neunten Studioalbum Ad Astra katapultieren Ash ihre unverkennbare Energie und Leidenschaft direkt in neue Sphären. Nur wenig mehr als zwei Jahre nach ihrem erfolgreichen Vorgänger Race The Night zeigen die Nordiren einmal mehr, warum sie zu den unangefochtenen Königen des Power-Pop zählen. Ad Astra ist nicht nur ein klangliches Feuerwerk, sondern auch eine Reise voller Sehnsucht, Aufbruchsstimmung und tiefgründiger Reflexionen – ein Album, das gleichermaßen zum Träumen, Tanzen und Nachdenken einlädt.
Wenn das „Band-die-auf-die-Erde-gefallen-ist“-Feeling des Videos zu „Give Me Back My World„, in dem unsere Helden als Astronauten – oder passender: Ashtronauten – auftreten, bereits einen Hauch von kosmischer Vision erahnen ließ, dann greift der Album-Opener „Zarathustra“ dieses Thema auf und katapultiert es direkt ins All. Sie sind zurück: Tim Wheeler, Mark Hamilton und Rick McMurray – Emotionen in Schwerelosigkeit.
Mit Ad Astra schlagen Ash das nächste Kapitel ihrer beeindruckenden Karriere auf – ein Album, das elf neue Songs umfasst und die Band in Bestform zeigt , darunter auch eine wilde Coverversion des Beetlejuice-Klassikers „Jump In The Line„. Neben energiegeladenen Hymnen wie „Hallion„, „Keep Dreaming“ oder „Dehumanised“ enthält die Platte auch melodisch verspielte Highlights wie „Which One Do You Want?„, dessen schimmernde Gitarren klar an das Werk von Johnny Marr erinnern. „My Favourite Ghost“ bringt akustische Leichtigkeit und Sehnsucht ins Spiel, während „Fun People„, mit Unterstützung von Graham Coxon (Blur), zu den schrägsten und direktesten Tracks der Bandgeschichte zählt.
Dass Coxon bei zwei Songs mitwirkt, ist kein Zufall – Ad Astra ist nicht nur eine musikalisch breite, sondern auch eine besonders lebendige Platte. Ash gelingt es, das scheinbare Gegensätzliche – Raumfahrtfantasie und persönliche Erdung – in einen klaren, kraftvollen Sound zu überführen. Der Blick ins All, so scheint es, bringt die Band näher zu sich selbst.
Drummer Rick McMurray beschreibt den Albumtitel als bewusste Rückbesinnung – und gleichzeitig als Weiterentwicklung: „‚The title ‘Ad Astra’, the worst kept secret of the last month, points to ideas that became a big identifier back in 1995, but they’re updated with 30 years life experience. I’ll leave you to compare the differences, and with the thought that while the optimistic innocence of 1995 might have been tempered with 30 years of experience, if you look to the stars you might still feel a glimmer. Of hope.“
Die letzte Single des Albums „Give Me Back My World“ entstand im Jahr 2020 – mitten in einer Zeit kollektiver Unsicherheit – und thematisiert genau dieses Gefühl von Kontrollverlust, das damals viele Menschen durchlebten. Sänger und Gitarrist Tim Wheeler beschreibt den Track als Reaktion auf eine Welt, die scheinbar aus den Fugen geraten ist: „If I told you this song dates back to 2020 you’d hardly need a degree from the school of Marple, Holmes and Poirot to figure out what it’s getting at. And although those sentiments may be just a memory from the stand point of 2025, the song’s heart still feels relevant. In a time of chaos, disruption and angst there’s still a beautiful world out there and it’s worth fighting for.”
Wheeler beschreibt das zentrale Motiv als eine emotionale Momentaufnahme: „Have you ever had one of those moments where you feel the rug has been pulled from under you? Everything you took for granted goes up in smoke and you are no longer in control, and you can only look back in hindsight at a life that’s no longer yours? I think we’ve all had those moments. I think you can all relate to this song. But luckily for you it a) rails against this loss of control and b) is a total banger. So, fire it up and rage with us against the dying of the light.”
Mit „Fun People“ liefern Ash einen ihrer unkonventionellsten Tracks. Der Song basiert auf einem von Tim präsentierten, herrlich verrückten Riff. Ash verbinden diese polyrhythmische, chromatische Verspieltheit mit gewaltigen, bissigen Hooks, die sich sofort festsetzen. Inhaltlich dreht sich der Song um jene „Fun People“, die das Leben auf unerwartete Weise zur Hölle machen – und das mit einem Augenzwinkern. Graham Coxons unverkennbare Gitarrenarbeit und seine markanten Vocals verstärken die kantige Struktur des Songs zusätzlich. Das Ergebnis ist ein energiegeladener Mix aus Mitsingen, Mitbrüllen und einem Sound, der sich erfrischend von der klassischen AshFormel abhebt.
Der fünfte Track des Albums ist „Hallion„, eine energiegeladene Rockhymne, die mit ihrer rauen, ungestümen Attitüde sofort ins Ohr geht. Der Song erzählt die Geschichte einer wilden, unbändigen Frau – eine echte „Hallion“, wie der Titel schon verrät, also jemand, der vor nichts zurückschreckt und mit dem man sich besser nicht anlegt. Mit einem Augenzwinkern und viel schottischem Charme schildert der Song diese Figur als eine unbezähmbare Kraft, die wild und frei durchs Leben rast. Die Lyrics sind gespickt mit scharfem Humor und jugendlicher Direktheit: Sie klaut einem die Tasche und verschwindet „like a rocket“. Musikalisch unterstreicht „Hallion“ die rebellische Haltungmit treibenden Gitarrenriffs und einem mitreißenden Rhythmus, der sofort die Rockwurzeln der Band spürbar macht. Der Song ist eine Hymne an das Ungezähmte, das Leben in vollen Zügen zu genießen – mit allen Risiken und der unbändigen Kraft, die das mit sich bringt.
Die erste Single des Albums war eine lebhafte Neuinterpretation von Harry Belafontes Klassiker „Jump In The Line“ aus dem Jahr 1961. Fans hatten bereits bei der letzten Tour mit The Darkness die Gelegenheit, die Band den Song live spielen zu sehen.
„‘Jump In The Line’ has been our go to outro music for live shows for the last few years so its no surprise it’s buried its way into our subconscious“, erzählen die drei Musiker. „We’ve somehow regurgitated it as a homage to The Ramones and it has classic Ash DNA splashed all over it. Frenetic tempo; check. Infectious hooks; check. Melody to die for; check. Face melting solo; check. And finally Mr. Hamilton’s blood curdling scream committed to tape. You betcha! What started as a fun idea in a rehearsal room turned into something too good not to release. Rock Your Body In Time! Oh Yeah! We Believe You!“
Der letzte und dem Album namensgebende Track ist „Ad Astra” – lateinisch für „zu den Sternen“. Er nimmt uns mit auf eine poetische Reise ins Unbekannte, die sowohl im Außen als auch im Inneren stattfindet. Der Song ist ein kraftvolles Plädoyer für Aufbruch, Liebe und Transformation, verpackt in eine atmosphärische Klangwelt, die zum Träumen einlädt. Gleich zu Beginn öffnet sich der Blick gen Himmel: „Take me up to the stars“ klingt wie eine Sehnsucht nach Weite und Freiheit, aber auch nach Erkenntnis. Die Wiederholung der Zeilen im Refrain verstärkt dieses Gefühl, als würde man sich gemeinsam mit dem Sänger auf einer Reise befinden – einer Reise, die nicht nur physisch, sondern auch emotional und spirituell ist. Doch inmitten dieser Aufbruchsstimmung schwingt auch eine existenzielle Frage mit: Werden wir nach dieser Reise noch dieselben sein? Diese Unsicherheit verleiht dem Song eine feine Melancholie, die den euphorischen Klangteppich ergänzt und zum Nachdenken einlädt. Veränderung bedeutet Wachstum – doch wie sehr verändert uns das, was wir erleben? „Ad Astra“ ist damit mehr als nur ein Liebeslied oder eine Weltraum-Metapher. Es ist eine Einladung, das Unbekannte zu umarmen, mutig zu träumen und sich aufeine innere und äußere Expedition einzulassen – mit der Hoffnung, dass am Ende eine neue, bessere Welt wartet.
Das Album Ad Astra erschien nur zwei Jahre nach dem hochgelobten Race The Night (2023), das der Band ihre höchste Chartplatzierung seit zwei Jahrzehnten einbrachte. Die Zeitspanne zwischen den beiden Alben ist dabei kein Zufall: Nachdem zwischen Islands (2018) und Race The Night pandemiebedingt fünf Jahre lagen, war für Ash klar, dass solche Pausen künftig der Vergangenheit angehören.
Auch abseits des Studios waren Ash seit „Race The Night“ unermüdlich unterwegs: Sie waren beim SXSW in Austin, in Belfast für Steve Lamacq im Rahmen der Independent Venue Week, tourten durch Australien, headlinten den 100 Club in London zur BRITs Week und sorgten für ein aus allen Nähten platzendes Zelt auf der Other Stage beim Latitude Festival. Im Jahr 2025 feierten sie zudem ihren achten Auftritt beim Glastonbury Festival – gleichauf mit Van Morrison – und gingen gemeinsam mit The Darkness auf UK-Tour.
Drei Jahrzehnte nach ihren ersten Indie-Punk-Perlen und unzähligen kreativen Konzepten im Studio wie auf der Bühne zeigen Tim Wheeler, Mark Hamilton und Rick McMurray keinerlei Anzeichen von Müdigkeit – im Gegenteil: Mit Ad Astra zünden sie die nächste Stufe.
Oder wie Rick McMurray es zusammenfasst: “The title ‘Ad Astra’, the worst kept secret of the last month, points to ideas that became a big identifier back in 1995, but they’re updated with 30 years life experience. I’ll leave you to compare the differences, and with the thought that while the optimistic innocence of 1995 might have been tempered with 30 years of experience, if you look to the stars you might still feel a glimmer. Of hope.”
Mit Ad Astra setzen Ash ihre Reise zu den Sternen unbeirrt fort – wuchtig, leidenschaftlich und mit dem Blick nach vorn. Oder um es mit dem Bild der Band zu sagen: To infinity and beyond.
Credit: Andy Willsher