Die Geschichte von Jesse Ekow Awir Markin ist keine einfache und steht doch stellvertretend für die vieler: Kurz nach seiner Geburt in Liberia, beschließt seine Familie nach Finnland zu ziehen – in das kleine Örtchen Viljakkala, das mit 2.000 Einwohnern im Südwesten des Landes liegt. Als einzige People of Color ziehen Jesse Markin und seine Familie schnell unerwünschte Aufmerksamkeit auf sich. Es dauert nicht lange, bis Markin sich schon als kleiner Junge mit dem Gefühl von Isolation und Einsamkeit auseinandersetzen muss und sich schnell in einer Identitätskrise wiederfindet. Er sucht und findet Trost in den Dingen, die seinen inneren Kampf widerspiegeln: Jesse Markin stürzt sich in die Welt der Musik, TV-Shows und Filme, lernt dadurch Englisch, und entwickelt schnell eine Faszination für US-Rap, der für ihn zur Ausflucht wird.
Als Teil der Hip-Hop-Formation The Megaphone State wirkt Markin jahrelang an mehreren von den Kritikern gefeierten Hip-Hop-Alben mit. Trotz seiner Liebe zum Rap entscheidet sich Jesse Markin 2018 für eine Solokarriere. Seine Vision: die lyrischen Elemente des Raps konsequent mit den musikalischen Klangwelten von Genres wie Indie-Pop und R’n’B zu verbinden. Mit Erfolg.
Jesse Markin erarbeitet sich schnell den Ruf als Kritikerliebling im Multi-Genre-Gewand. Dabei kreiert er eine Klangwelt fernab aller Genregrenzen: Sein Sound steht für allumfassende Abstecher durch den Indie-Pop, Rap, R’n’B, Progressive Rock und Ausflüge in die elektronische Musik.
Mit der Veröffentlichung seines Debütalbums „FOLK“ im Mai 2019 entwickelte sich Jesse Markin in seinem Heimatland endgültig zur großen Newcomer-Hoffnung Finnlands: so wird er bei der jährlichen Emma Gaala (die finnischen Grammys) nicht nur mit dem Newcomer of the Year und dem Critics Choice Award ausgezeichnet, sondern erhält auch einen der größten nordischen Musikpreise: den Teosto-palkinto.
An diesen Erfolg schließt Jesse Markin nun mit seinem zweiten Album “NOIR” an, das am 11. Juni 2021 digital, sowie auf blauem Vinyl via popup-records (GSA) und VILD Recordings (ROW) erscheint.
In zwölf Tracks teilt und reflektiert Jesse Markin auf “NOIR” seine Geschichte – und ermutigt die Hörer*innen zur eigenen Selbstreflexion: „A lot has happened over these past years. While many of my dreams have come true, a lot has been lost on the road to get here and I’ve been feeling like the only thing I can do at this point is to hold on to who I am. ‘NOIR’ is a journey inside oneself where all boundaries are redefined. I wrote this album trying to understand the reasons behind my emotions and actions. What are the things that motivate me? What are the things that brought me here? Am I able to identify all the things others see in me? What makes a man? There are no right or wrong answers, just a road to the unknown where hopefully one becomes stronger and aware of the things that matter.
The image on the cover is a childhood photo. First time seeing this image I thought to myself that this boy has no idea where he is going to end up but at the same time I realized that I’m in a similar situation right now. The unknown that is scary and exciting. The title ‘NOIR’ represents this feeling of not knowing but making that jump into those waters anyway“.
Musikalisch führt ”NOIR” den markanten Stil von Jesse Markin zwischen Rap und Indie konsequent fort und schöpft dabei aus der kompletten Klangpalette des Künstlers. So findet sich auf ”NOIR” mit „Stars In Your Eyes“ ein von Bossa-Nova-Rhythmen inspirierter Pop-Song über Hoffnung und Willensstärke während „Counting Money on a Sunday“ – als ein schillerndes Indie-Gospel-Zwischenspiel – die Hassliebe zum Kapitalismus beschreibt. “Smokestack” (Musikvideo) bricht mit der Verzahnung von intensivem Rap und Rockgesang, und der Kombination von 808s und verzerrten Gitarren-Riffs schlussendlich die Genregrenzen bis ins letzte Detail auf.
Zudem erhält Jesse Markin auf “NOIR” regelmäßig prominente Unterstützung von namhaften Feature-Gästen. Neben einem Feature mit Terrell Hines beim Track ”Hemostasis”, sticht beim Song „Exodus“ (Musikvideo) die Zusammenarbeit mit der US-amerikanischen Hip-Hop-Künstlerin Akua Naru hervor, die als eine der bekanntesten und namhaftesten Vertreterin des Conscious Rap gilt. Mit viel Vehemenz entfaltet sich „Exodus“ so in den persönlichen Songzeilen und der besonderen Kombination aus Jesse Markins kraftvollen Melodien und Akua Narus unverkennlichem Rap-Part.
Mit “NOIR” knüpft Jesse Markin nicht nur an die Erfolge aus seinem Heimatland an, sondern macht deutlich, dass dem Multi-Genre-Künstler durchaus ein fester Platz auf den internationalen Bühnen gebührt, die weit über die Landesgrenzen Finnlands hinausgehen.
Foto: Tero Ahonen