Mit „Die Motte“ veröffentlichten Die weiteren Aussichten am 19. September ihre neue Single über Anziehung und Abstoßung, Abhängigkeit und Aufbegehren – kurz: über die ungesunden Dynamiken, die man manchmal Liebe nennt. Produziert von Dennis Borger schwirrt der Song zwischen Indie-Rock und melancholischem Pop, getragen von einem holzigen Fuzz-Bass, krumm-schönen Mundharmonika-Tönen und reduzierten Gitarrenriffs, die nostalgisch an die 2000er erinnern.
Der Gesang von Patrick Scheuermann legt sich nasal, fast trotzig über diesen dicht gewobenen Klangteppich. „Die Motte“ wirkt wie ein vertrautes Bild, das bei genauerem Hinsehen kippt: Mal erkennt man sich in der Motte, mal im Licht und manchmal vielleicht in beidem zugleich.
Auch die Entstehungsgeschichte ist so eigen wie charmant: „Die erste Demo-Version der Motte hatten Dennis und ich nach einer Stunde“, erinnert sich Scheuermann. „Dann kamen wir auf die geniale Idee, einen Mundharmonika-Part einzuspielen. Aber mit MIDI-Keyboard, weil einfacher und schneller. Nach fünf Stunden hatten wir einen brauchbaren Ton. Vor den finalen Aufnahmen habe ich mir dann einfach eine Mundharmonika gekauft und die Melodie in wenigen Takes eingespielt.“ Die Entscheidung war nicht zufällig, denn die Mundharmonika ist eine Referenz zu einem Tocotronic-Auftritt 1999 bei Rock im Park – ein Video-Clip, den Scheuermann als Neunjähriger auf YouTube entdeckte und der ihn nachhaltig prägte.
Auch der Text entwickelte sich erst mit der Zeit: Gleich drei Versionen existierten, bevor die finale Fassung stand. „Und doch kamen nach jeder Fassung Leute zu mir und haben sich mal in der Motte, mal im Licht wiedererkannt“, so der Singer-Songwriter. „Das bedeutet, es ist entweder ein universelles Motiv, das die Dualität der Menschheit in seiner ganzen Komplexität einfängt. Oder es ist einfach ein sehr austauschbarer Text.“
Dass Die weiteren Aussichten keine gewöhnliche Newcomer-Band sind, zeigt sich nicht nur an solchen Anekdoten, sondern auch an Hand der Gründungsgeschichte: Patrick Scheuermann hatte 2023 zum ersten Mal 100% in einem Test. Blöderweise war es ein Burnout Test. Frisch arbeitslos dachte er sich, dass das fantastische weitere Aussichten mit Mitte 20 sind und schon entstanden erste Songs unter dem neuen Namen. Anfangs noch im Singer-Songwriter-Stil, entwickelte sich das Projekt rasant. Im Popkurs Hamburg kam die Live-Band dazu, schnell waren erste Preise gewonnen und seit der Teilnahme an der pop-rlp masterclass wird mit Produzent Dennis Borger an einem Sound gearbeitet, der Hamburger Schule-Gitarrenmusik mit Post-Punk-Elementen kreuzt.
„Die Motte“ ist die zweite Vorabsingle der kommenden EP Das alles hier ist Liebe, die am 06.02.2026 ebenfalls via popup-records erscheinen wird.
Foto: Line Tsoj